Im Frühjahr beginnen die meisten von uns damit sich langsam Gedanken über ihre Urlaubsplanung zu machen, oder nutzen sogar die Feiertage rund um Ostern, um für kurze Zeit den Alltag hinter sich zu lassen. Meist können wir es gar nicht abwarten, bis der Sommer endlich da ist, die Ferien beginnen und wir in den lang ersehnten Urlaub fahren können.
Zeitgleich mit der Ungeduld macht sich das altbekannte Phänomen der Vorfreude breit. Immer wieder hört man das Sprichwort „Vorfreude ist die schönste Freude“ und tatsächlich stellt man fest, dass das Warten auf den Urlaub, das Suchen nach dem perfekten Hotel oder Ferienhaus und das Planen der Aktivitäten im Vorfeld bereits großen Spaß macht. Aber was ist wirklich dran, am Sprichwort über die Vorfreude; ist sie wirklich so besonders und womöglich sogar größer als die Freude, die wir dann tatsächlich im Urlaub empfinden?
Forscher haben herausgefunden, dass Vorfreude nicht einfach nur ein schönes Gefühl ist, sondern dass sie sogar von elementarer Bedeutung für unsere psychische Gesundheit ist. Nicht nur in Bezug auf einen bevorstehenden Urlaub, sondern auch im Zusammenhang mit anderen Ereignissen, auf die wir hin fiebern und von denen wir wissen, dass sie uns Freude bereiten werden, kann Vorfreude entstehen. Sie ist ein starkes, positives Gefühl und kann wie eine Art Motor betrachtet werden, der unser Handeln in Richtung des angestrebten Zieles vorantreibt.
Es gehen also auch Motivation, Mut und Antriebskraft mit der Vorfreude einher. Auch hier lässt sich die Freude auf einen Urlaub wieder als Beispiel heranziehen. Die Aussicht darauf, bald an einem Ort zu sein, der uns gut gefällt, an dem wir uns um nichts kümmern müssen und für ein paar Tage vollkommen abschalten können, gibt uns noch einmal Energie, um vorab alles zu erledigen, was noch gemacht werden muss. Egal ob Koffer packen, eine Betreuung für die Haustiere organisieren oder noch einige berufliche Dinge abarbeiten, das alles fällt wesentlich leichter, wenn wir es mit der Aussicht auf die bevorstehende Pause tun. Und selbst, wenn wir noch gar nicht wissen, wo wir unseren Urlaub verbringen werden, weil wir vielleicht noch auf der Suche nach der passenden Unterkunft sind, können schon Vorfreude und positive Gefühle entstehen.
Das Stöbern auf den Websites unzähliger Hotels, die Bilder von schönen Landschaften und gutem Essen lassen unseren Körper Glückshormone freisetzen und uns gut fühlen. Vergleicht man die Nachhaltigkeit der Vorfreude, mit der im späteren Urlaub tatsächlich empfundenen Freude, so kann erstere auch hier punkten. Für die meisten von uns ist der erste Urlaubstag der schönste, weil man das Gefühl hat, noch alles vor sich zu haben und die Entspannung noch nicht von dem Gefühl überschattet wird, dass es bald schon wieder zurück in den Alltag geht.
Schon am zweiten oder dritten Tag des Urlaubs sieht das jedoch häufig anders aus. Man zählt die Tage, die noch übrig sind, wünscht sich noch etwas länger bleiben zu können und mehr Zeit zu haben. In Bildern gesprochen könnte man sagen, der Urlaub ist wie eine wunderschön verzierte Torte, die am ersten Tag noch nicht angeschnitten ist und die man noch bis zum letzten Krümel genießen kann. Dauert der Urlaub jedoch schon ein paar Tage an, so wurde die Torte angebrochen, es fehlen einige Stücke und wir sind etwas niedergeschlagen, weil wir nur noch einen kleinen Rest übrighaben, bis die gesamte Torte aufgegessen ist.
Mit der Vorfreude ist es dagegen anders; besonders, wenn wir den Urlaub schon einige Monate im Voraus buchen, haben wir bis zum tatsächlichen Beginn ständig das Gefühl noch alles vor uns zu haben. Es wartet sozusagen noch die ganze Torte auf uns und wir können uns jeden Tag mehr darauf freuen, ohne daran zu denken, dass es in wenigen Tagen wieder vorbei sein wird. Ob am Ende dann wirklich Vorfreude die schönste Freude ist, muss wohl jeder für sich entscheiden, aber feststeht, dass man sich immer mal wieder eine Kleinigkeit suchen sollte, auf die man sich freuen kann. Es muss nichts Großes sein; kein Urlaub oder ein neues Auto, sondern es reichen schon ganz einfache Dinge. Vielleicht ein Spaziergang am Nachmittag oder eine gute Tasse Kaffee nach der Arbeit im Garten. Ein kleiner Moment, in dem man innehält, kurz in sich hineinfühlt und den man ganz bewusst genießt.
Solche kleinen Rituale in den Alltag einzubauen kann große Wirkung haben und uns zu mehr Lebensfreude und Motivation verhelfen, die wir sicherlich alle gerne haben möchten.